Die Digitalisierung der Logistik hat in den vergangenen Jahren enorme Fortschritte gemacht. Automatisierte Lagersysteme, fahrerlose Transportsysteme (FTS) und intelligente Warehouse-Management-Systeme (WMS) sorgen heute für eine Effizienz, die noch vor einem Jahrzehnt undenkbar war. Doch mit dieser zunehmenden Vernetzung wächst auch ein Risiko, das in vielen Unternehmen noch unterschätzt wird: Cyber-Angriffe auf Lager- und Intralogistiksysteme.
Wenn Effizienz zur Angriffsfläche wird
Intralogistische Prozesse sind längst keine abgeschlossenen Systeme mehr. Fördertechnik, Robotik, Lagerverwaltung, ERP-Anbindung – alles ist miteinander vernetzt. Diese offene Architektur ermöglicht enorme Effizienzgewinne, schafft aber gleichzeitig eine Vielzahl von Angriffspunkten. Ob über infizierte USB-Schnittstellen, ungesicherte Fernwartungszugänge oder manipulierte IoT-Sensoren: Ein gezielter Angriff kann den gesamten Materialfluss zum Erliegen bringen.
Gerade automatisierte Lager, in denen AMRs (Autonomous Mobile Robots) oder Shuttles den Betrieb dominieren, sind besonders gefährdet. Ein Ausfall der Kommunikationsinfrastruktur oder eine gezielte Datenmanipulation kann in Sekunden zu Produktionsstillstand, Lieferverzögerungen oder Fehlbeständen führen. Und weil diese Systeme häufig rund um die Uhr laufen, ist die Zeit bis zur Schadensbegrenzung entscheidend – sowohl technisch als auch organisatorisch.
Sicherheit muss Teil der Partnerschaft sein
IT-Sicherheit ist keine reine IT-Aufgabe mehr, sondern gehört in den Mittelpunkt der Zusammenarbeit zwischen Verladern, Logistikdienstleistern und Systemanbietern. Gerade im Rahmen von Ausschreibungen wird das Thema jedoch oft stiefmütterlich behandelt. Dabei ist klar: Wer heute einen Lager- oder Logistikpartner auswählt, entscheidet auch über dessen Sicherheitsarchitektur.
Bereits in der Angebotsphase sollten daher konkrete Anforderungen an Cyber-Resilienz formuliert werden – etwa durch Vorgaben zu:
• Zertifizierungen wie ISO 27001, TISAX oder IEC 62443 (für industrielle Steuerungssysteme)
• regelmäßige Penetrationstests und Notfall-Szenarien
• klare Verantwortlichkeiten im Falle eines Angriffs (Incident-Response-Plan)
• Nachvollziehbarkeit und Trennung von Datenströmen innerhalb des Partnernetzwerks
Unternehmen, die über Plattformen wie LogiVisor passende Partner suchen, können diese Kriterien bereits in der Ausschreibungsstruktur hinterlegen. So wird Cybersicherheit zu einem festen Bestandteil der Partnerauswahl – und nicht erst zu einem Reaktionspunkt, wenn der Schaden bereits eingetreten ist.
Checkliste: Fragen, die Lagerbetreiber heute stellen sollten
1. Wer ist verantwortlich für welches Sicherheitsniveau? Gibt es dokumentierte Zuständigkeiten?
2. Wie wird die Datensicherheit gewährleistet? Sind Zugriffskontrollen, Firewalls und Verschlüsselung standardisiert umgesetzt?
3. Welche Redundanzen existieren? Gibt es Backup- und Wiederanlaufstrategien für WMS, Fördertechnik und Steuerungssysteme?
4. Wie oft werden Mitarbeitende geschult? Menschliches Fehlverhalten bleibt einer der häufigsten Einfallstore für Angriffe.
5. Wie wird mit Partnern und Zulieferern umgegangen? Wird regelmäßig geprüft, ob deren Systeme Sicherheitsstandards erfüllen?
Blick nach vorn: Zero-Trust und Edge-Security
Die Zukunft der Intralogistik ist nicht nur automatisiert, sondern auch dezentral. Mit dem Vormarsch von IoT-Geräten und Edge-Computing entstehen neue Herausforderungen für die IT-Sicherheit. Zero-Trust-Modelle, also Sicherheitskonzepte, die keinem Gerät und keinem Nutzer per se vertrauen, werden zunehmend zum Standard.
Wer jetzt in sichere Architektur- und Partnerstrategien investiert, schützt nicht nur Daten, sondern vor allem die operative Leistungsfähigkeit seines Lagers. Denn eines ist klar: Automatisierung ohne Cybersicherheit ist keine Effizienzsteigerung, sondern ein Risiko mit Ansage.