Der Fachkräftemangel in der Logistik ist längst kein Zukunftsszenario mehr, sondern operative Realität. Während Verlader und Industrie über wachsende Engpässe klagen, geraten insbesondere Logistikdienstleister (LDL) unter Druck – schließlich sind sie es, die tagtäglich Personal bereitstellen müssen, damit Lieferketten funktionieren. Doch gerade hier liegt eine oft unterschätzte Stärke: Dienstleister können nicht nur reagieren, sie können gestalten. Richtig eingesetzt, sind sie Treiber von Lösungen im „War for Talents“.
Dienstleister handeln – weil sie müssen
Im Gegensatz zu vielen Verladern sind Logistikdienstleister näher an der operativen Realität. Sie spüren den Personalmangel unmittelbar – in der Schichtbesetzung, beim Recruiting, im Kundenversprechen. Diese Nähe bringt ein hohes Maß an Flexibilität mit sich. LDL sind es gewohnt, kurzfristig zu reagieren: durch Zeitarbeit, Automatisierung, eigene Schulungsinitiativen oder gezieltes Recruiting in Randregionen. Diese Reaktionsgeschwindigkeit ist ein klarer Vorteil.
Employer Branding als neuer Service
Zunehmend positionieren sich Dienstleister auch als Arbeitgebermarke – nicht nur intern, sondern im Auftrag ihrer Kunden. Im Rahmen von Outsourcing-Projekten oder Inhouse-Solutions übernehmen sie aktiv Verantwortung für die Mitarbeiterbindung. Das öffnet ein neues Servicefeld: Employer Branding als Dienstleistung. Warum sollten Kunden nicht genau dafür zahlen – für stabilisierte Personalstrukturen, gute Führung und hohe Mitarbeiterzufriedenheit?
Effizienz durch strukturelle Vorteile
Ein oft übersehener Aspekt: Logistikdienstleister bedienen in der Regel mehrere Kunden – und schaffen damit strukturelle Vorteile. Personal kann je nach Auslastung effizienter verschoben, gebündelt oder eingesetzt werden. Was für den einzelnen Verlader ein Engpass bleibt, wird durch Multiplikation und Erfahrung besser abgefedert.
Neue Partnerschaften gefragt
Trotz aller Potenziale braucht es ein Umdenken. Der Dienstleister allein kann den Mangel nicht ausgleichen – vor allem nicht bei sinkenden Margen. Verlader und LDL sollten Personalstrategien künftig gemeinsam denken. Dazu gehört auch: Investitionen in Ausbildung, Recruiting und Mitarbeiterbindung müssen vom Kunden mitgetragen werden. Wer nur „billige Hände“ einkauft, wird langfristig keine Qualität mehr bekommen.
Fazit: Vom Personalnutzer zum Personalgestalter
„In der Logistik hat nicht der mit der besten Technik die Nase vorn – sondern der, der noch Leute hat, die sie bedienen.“ Diese Aussage bringt es auf den Punkt. Logistikdienstleister übernehmen heute faktisch Personalverantwortung im Auftrag ihrer Kunden – sie müssten nur auch so gesehen und vergütet werden. Der Weg aus dem Personalmangel führt über Kooperation, Mut zur Veränderung und das Verständnis, dass Dienstleister mehr sind als reine Erfüllungsgehilfen. Sie sind Teil der Lösung – wenn man sie lässt.